25 Feb Achtsamkeit — ein Fels in der Brandung | Artikel
Ist Ihnen bewusst, wie Sie den lieben langen Tag lang mit sich und anderen umgehen? Sind Sie achtsam in dem, was Sie tun? Oder stellen Sie sich gerade die Frage: Was ist Achtsamkeit überhaupt?
Auf diese letzte Frage möchte ich mit meinem Beitrag inspirierende Antworten geben. Achtsamkeit ist mittlerweile in vieler Munde und Ohren. Gut so, sage ich! Denn mit einer regelmäßigen Achtsamkeitspraxis lässt sich vieles zum Positiven verändern.
Die Wurzeln der Achtsamkeit
Doch eins nach dem anderen. Zunächst einmal zum Ursprung der Achtsamkeitspraxis. Ihre Wurzeln hat sie im Buddhismus. Sie denken jetzt „spiritueller Kram“? Weit gefehlt. Denn durch die moderne Gehirnforschung und zahlreiche wissenschaftliche Studien ist erwiesen, wie ausgleichend und beruhigend sich Achtsamkeit auf unseren Körper, unsere Wahrnehmung und somit auf unser Stressempfinden und unsere Gesundheit auswirkt.
Achtsamkeit lässt sich kurz als eine Geisteshaltung, eine ethische Grundhaltung beschreiben. Es ist die Schulung der Präsenz für den gegenwärtigen Augenblick, also des im Hier-und-Jetzt-Seins. Mit regelmäßiger Achtsamkeitspraxis gelange ich in einen inneren Zustand von Offenheit, Ruhe, Friedlichkeit und Freude. Und das ist so wichtig in der heutigen Zeit, die gefühlt immer hektischer und komplexer wird. Es ist also umso wichtiger, immer wieder mal Momente herbeizuführen, in denen ich inne halte und quasi mir und der Dinge um mich herum gewahr werde.
Es geht darum, regelmäßig, bewusst und achtsam meine Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was gerade da ist. Und ganz wichtig dabei – das ist ein wichtiges Prinzip der Achtsamkeit – ohne zu bewerten, ohne zu beurteilen und ohne zu kritisieren. Das fällt den meisten unheimlich schwer. Es ist fast schon ein Reflex, alles zu kategorisieren und alles gleich in bestimmte Schubladen zu stecken. Beobachten Sie sich selber einmal dabei. Das ist auch nichts Schlimmes – das liegt in der menschlichen Natur – wir machen das, um Sicherheit und Orientierung zu behalten. Jedoch: Es ist nicht immer angebracht, gleich zu urteilen.
Es geht kurz formuliert darum: Annehmen, was ist! So kann ich meine Aufmerksamkeit zum Beispiel auf meine Gefühle, auf meine Gedanken, auf meine Körperwahrnehmungen oder auf den Atem lenken. Ich werde zum stillen Beobachter, was sich gerade zeigen will, was gerade da ist. Es geht immer darum, sich auf den Augenblick zu konzentrieren und alle Empfindungen und Gefühle unvoreingenommen und mit größtmöglicher Offenheit wahrzunehmen. Es geht darum, mit Achtsamkeitspraxis und Meditation den Alltagsstress für eine Weile auszuschließen und in sich hineinzufühlen. Habe ich kurz innegehalten, werde ich danach sicher bewusster und angemessener auf eine Situation reagieren.
Achtsamkeit leben und erleben
Geht es Ihnen nicht auch oft so, dass Sie durchs Leben hetzen und Ihr Leben leben ohne es zu erleben? Vielfach funktionieren wir nur noch und schauen, dass wir möglichst schnell von A nach B kommen. Haben Sie sich schon mal bewusst gemacht, wie viele schöne Dinge zum Beispiel am Wegesrand Sie dadurch verpassen? Wann haben Sie das letzte Mal bewusst an einer Blume gerochen und deren Schönheit betrachtet? Wann haben Sie das letzte Mal bewusst und mit Achtsamkeit einen Gegenstand betastet und erfühlt?
Die Natur und das ganze Leben bieten uns so viele schöne Dinge, dass wir viel mehr staunen sollten, was es da alles zu entdecken gibt. Beobachten Sie mal ein Kind, wenn es spielt oder sich mit einem völlig banal erscheinenden Stein beschäftigt. Ein Kind versinkt im diesem gegenwärtigen Augenblick und vergisst die Umwelt. Es widmet sich fasziniert und ausschließlich diesem Stein – das ist Achtsamkeit erleben und leben noch in Reinform. Doch bei den meisten Erwachsenen ist diese Fähigkeit im Laufe des Lebens immer mehr verkümmert. Und mit Achtsamkeitspraxis kann aber auch jeder Erwachsene wieder in diesen friedvollen, versunkenen Zustand zurückkehren. Auch Sie!
Was bewirkt die Achtsamkeitspraxis?
Wer achtsam lebt, stellt fest, dass sein Empfinden von Glück und Lebensfreude nicht von äußeren Bedingungen abhängig ist, er ist selbst dafür verantwortlich. Er entwickelt einen klaren, stabilen Geist, der es ihm erlaubt, auch in schwierigen Lebenszeiten und Situationen mit der Kraft seiner inneren Ressourcen verbunden zu sein. Im Einzelnen hat das verschiedene Auswirkungen:
Gesundheit: Sie spüren ein inneres Gleichgewicht. Die Übungen wirken positiv auf die biochemischen Vorgänge im Körper und bringen Sie in Balance. Regelmäßige bewusste Lenkung der Aufmerksamkeit auf einzelne Körperteile oder den gesamten Körper führt zu einer besseren Durchblutung, einer Stärkung des Immunsystems und allgemein zu einem verbesserten Gesundheitszustand. Sie reagieren viel gelassener auf Stress!
Leistungsfähigkeit: Die Übungen unterstützen Sie dabei, die Fähigkeit zur Fokussierung auf eine Aufgabe zu fördern – selbst in stressigen Situationen. Nicht äußere Umstände und Situationen verursachen Stress, sondern WIE wir mit ihnen umgehen.
Gelassenheit: Mit den Übungen läuft Ihr Kopf nicht heiß. Sie bekommen Abstand vom hektischen Alltag, und durch die Erfahrung der Stille bleiben Sie auch in herausfordernden Situationen gelassener.
Kreativität: Die Übungen sind für Ihr Gehirn eine Reinigung, damit Sie freien Raum im Kopf erlangen. Die Aufmerksamkeit und Konzentration werden gefördert und Ihre innere Zentrierung unterstützt.
Selbsterkenntnis: In der Hektik des Alltags verlieren wir uns bisweilen selbst aus den Augen. Die Übungen bringen Sie in Kontakt mit sich selbst. Sie erkennen, was Ihnen wichtig ist.
Glück: Diese Übungen fördern das emotionale Wohlbefinden. Sie werden zufriedener und achtsamer, was Ihre eigenen Bedürfnisse angeht.
Beziehung: Die Übungen fördern das Mitgefühl für uns selbst und für andere. Ihre Beziehungen werden herzlicher und verbindlicher.
Ist Achtsamkeit für jeden geeignet? Eine kleine Übung
Hierzu sage ich ein klares JA. Es ist jedoch keine Instant-Methode. Verabschieden Sie sich davon zu denken, Sie machen einmal eine Meditation und dann sind Sie achtsam. So funktioniert das nicht. Die Achtsamkeitspraxis sollte jeden Tag angewandt und geübt werden, bis sie in Fleisch und Blut übergeht. Sie können dabei auch schon bei kleinen Dingen anfangen, wie zum Beispiel beim Zähneputzen. Probieren Sie es einmal aus!
Nehmen wir das abendliche Zähneputzen. Beobachten Sie zunächst einmal Ihre Gedanken. Sie werden dabei sicher über das nachdenken, was Sie an diesem Tag erlebt haben, was Sie heute nicht erledigt haben und welche Aufgaben morgen alle anstehen. Nehmen Sie nun diese Gedanken einfach nur wahr – ohne sie zu bewerten und vor allem ohne, dass Sie sich verurteilen, dass Sie jetzt schon wieder so viel denken. Und dann gehen Sie dazu über, folgende Dinge wahrzunehmen und zu beobachten: Wie hört sich das Schrubben der Zahnbürste an? Welche Geräusche nehmen Sie noch wahr? Schauen Sie in den Spiegel und betrachten Sie die Schaumbildung. Welche Farbe hat ihre Zahnpasta? Verändert sich die Farbe während des Putzens? Wie ist Ihr Gesichtsausdruck beim Zähneputzen? Was schmecken Sie? Empfinden Sie Ihre Zahnpasta als lecker? Wie fühlt es sich an, dass Ihre Zähne immer sauberer werden und sich ein Frischegefühl im Mund ausdehnt? Was macht Ihre Zunge während des Putzvorgangs? Was riechen Sie bei der Prozedur?
Übung gemacht? Wie ging es Ihnen damit? Haben Sie bemerkt, dass Sie bewusst mal wieder Ihre fünf Sinne wahrgenommen haben? Um das geht es bei der Achtsamkeit eben auch – mit allen Sinnen wahrnehmen. Und – was war mit Ihren Gedanken an gestern und morgen in der Zeit? Sicher ist eine gewisse Ruhe in Ihrem Kopf eingekehrt. Prima – dann waren Sie im Hier und Jetzt! Wann machen wir das im hektischen Alltag schon? Nur nicht aufgeben, denn solch kleine Übungen lassen sich wunderbar in den Alltag integrieren. Beobachten Sie, wie es Ihnen damit geht. Mein Credo frei nach Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“.
Ich freue mich, wenn ich Ihnen mit meinem Beitrag das Thema Achtsamkeit ein wenig schmackhaft machen konnte. Wenn Sie mögen, lesen Sie hierzu auch meine folgenden Beiträge. Achtsamkeit als innere Haltung erleichtert nicht nur das Leben in schwierigen Situationen, sondern auch den Umgang mit einer Krankheit. Achtsamkeitspraxis hat erwiesenermaßen auch eine positive Wirkung bei Stress, Depression, Burnout und Schmerzen. Doch dazu gerne mehr in meinem nächsten Blogbeitrag. Also, üben Sie sich in Achtsamkeit – werden Sie zum Beobachter, was in Ihnen und um Sie herum geschieht.
Hier finden Sie Infos zu meinen Seminaren und Workshops.