02 Aug Erfolgreich mit menschlicher und wertschätzender Führung | Artikel
Der Erfolgsfaktor:
Eine menschliche und wertschätzende Führungs- und Unternehmenskultur
Die Basis: Persönlichkeitsentwicklung und die Fähigkeit zur Selbstreflexion und Reflexion
Schlechte Stimmung im Team? Misstrauen in alle Richtungen? Permanenter Leistungsdruck? Das sind die Erfolgskiller in der effizienzorientierten, digitalisierten Arbeitswelt 4.0 schlechthin. Und leider sind in Deutschland noch rund 85 Prozent der Unternehmen so unterwegs. Wie viele Studien und auch die Gehirnforschung nachweisen fehlen in unseren Unternehmen vor allem zwei zentrale Werte: Menschlichkeit und Wertschätzung. Und das Interessante daran: Hierbei geht es nicht nur um softes Schischi, dass sich alle wohler fühlen, sondern damit lassen sich auch die Umsätze effizient steigern. Für Unternehmen, die diese beiden Werte vorbildlich leben, gibt es schon viele Beispiele. Doch dazu später mehr.
Heute sieht es aber eher noch so aus, was unter anderem der Gallup Engagement Index 2016 zeigt: Nur 15 Prozent der deutschen Arbeitnehmer sind mit Herzblut bei der Arbeit, ebenso viele haben innerlich gekündigt, 70 Prozent machen Dienst nach Vorschrift. Nach der Studie „Betriebliches Gesundheitsmanagement 2016“, für die im Auftrag der pronova BKK 1.660 Angestellte befragt wurden, leiden 86 Prozent unter Stress im Job – und das nicht zuletzt auch wegen des rauen Umgangs untereinander: Neben Termindruck machen ihnen nämlich ein schlechtes Arbeitsklima und emotionaler Stress besonders zu schaffen. (Quelle: Anja Dilk in managerSeminare, Heft 235, Oktober 2017)
Menschlich – das können wir alle?
Menschlich – das sind wir doch, das können wir doch alle, wird sich so mancher denken. Weit gefehlt! Denn, um diesen Wert nachhaltig zu leben – vor allem gelebt und vorgelebt von Führungskräften –, bedarf es einer ganz zentralen Fähigkeit: der Selbstreflexion. Diese Fähigkeit ist nicht jedem von Beginn an in die Wiege gelegt. Dazu gehören zunächst einmal Mut und eine große Portion Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Und eben diese Selbstreflexion ist die Hauptkomponente, wenn es um Persönlichkeitsentwicklung geht. Vor allem durch die immer größeren Herausforderungen wie zunehmende Digitalisierung, durch den demografischen Wandel etc. ist die Persönlichkeitsentwicklung aller Mitarbeiter notwendiger denn je.
Für meine Begriffe läuft eine intensive Entwicklung der Persönlichkeit in vier Stufen ab:
1. Bewusstheit entwickeln: Für das Was, Warum und Wie? Es geht darum, Bewusstheit zu erlangen für das eigene Denken, Wahrnehmen, Kommunizieren und Handeln. Damit beginnt der Prozess, Verantwortung für sich selbst und das eigene Handeln zu übernehmen.
2. Achtsamkeit praktizieren: Es gilt, einen achtsamen Umgang mit sich selbst und anderen zu pflegen. Das Erleben von Bewusstheit und Achtsamkeit ermöglichen überhaupt erst die Fähigkeit zu Selbstreflexion und Reflexion.
3. Positive Veränderung der inneren Haltung: Dank intensiver Selbstreflexion und Reflexion entwickelt sich mehr Wertschätzung für sich selbst und andere. Die eigene Selbstwirksamkeit wird erfahren, um mehr und mehr die eigenen Potenziale leben zu können. Es entwickeln sich mutige und reflektierte Führungskräfte, die sich selbst und andere souverän führen.
4. Positive Veränderung in der Außenwirkung: Die kognitive, emotionale, kommunikative und soziale Kompetenz werden vertieft für ein konstruktives und wertschätzendes Miteinander im Unternehmen. So entsteht ein beachtliches menschliches und wirtschaftliches Potenzial mit Win-Win-Situationen für motivierte, leistungsbereite Führungskräfte und Mitarbeiter.
Fortschreitende Digitalisierung: Weshalb humanitäre Werte wichtiger denn je sind
Menschlichkeit zahlt sich aus! Viele Firmen wie beispielsweise Weleda, die Hotelkette Upstalsboom, Phoenix Contact oder Eckes-Granini Deutschland folgen seit einigen Jahren dieser Devise und legen Wert auf menschlichere Formen des Miteinanders im Arbeitsalltag. Für sie zählen ein selbstbestimmtes, Arbeiten auf Augenhöhe, gepaart mit Wertschätzung und respektvollem Umgang miteinander.
Mir haben es zwei Pioniere zu diesem Thema besonders angetan: Sebastian Purps-Pardigol, der die Erkenntnisse aus der Gehirnforschung gemeinsam mit Professor Dr. Gerald Hüther in seinen Büchern „Führen mit Hirn“ und „Digitalisieren mit Hirn“ sehr klar auf den Punkt bringt. Der Zweite ist der Unternehmer Bodo Janssen, der in seinem Buch „Die stille Revolution“ par excellence darauf eingeht, was ein guter Umgang für alle, für das Betriebsklima und auch die wirtschaftlichen Kennzahlen bedeutet.
Bodo Janssen beleuchtet in seinem Buch auch die Kraft der Achtsamkeit – für ihn eine nicht mehr wegzudenkende innere Haltung und Lebenseinstellung. Sowohl Purps-Pardigol als auch Janssen propagieren damit eine neue Führungs- und Beziehungskultur. Es gibt heute auch schon Berechnungen für den ROI der Menschlichkeit. Menschlichkeit und Rendite gehen Hand in Hand. Wer sich wertgeschätzt, ernst genommen und fair behandelt fühlt, engagiert sich deutlich mehr für sein Unternehmen als jemand, der sich nicht gesehen fühlt und eher Dienst nach Vorschrift macht. Langfristig zeigt sich das auch in den Kennzahlen.
Tatsächlich sind die oben genannten Unternehmen noch eher die Ausnahme. Doch viele Unternehmer und Personaler spüren und wissen es: Es muss sich bei unseren Firmen- und Führungskulturen etwas ändern!
Was passiert durch Wertschätzung und Menschlichkeit?
Werden Wertschätzung und Menschlichkeit im Unternehmen konsequent gelebt – das ist mitunter ein langer Prozess – dann bedeutet das Personalentwicklung in Richtung Zufriedenheit, Menschlichkeit, Selbstentfaltung und Loyalität. Bei der wertschätzenden, menschlichen und damit gesunden Führung geht es darum, die Mitarbeiter zu ermutigen und zu inspirieren, damit sie ihre Potenziale entfalten können. Denn nichts ist schlimmer als eine Angstkultur, in der Fehler machen tabu und verpönt ist. Vielmehr sollen die Mitarbeiter ihre Freude am eigenen Denken und dem gemeinsamen Gestalten beibehalten und leben können. Und dies sollte von reflektierten Führungskräften gefördert werden.
Doch dazu sollten die Führungskräfte zuerst einmal innehalten und ihren eigenen Führungsstil analysieren und dann reflektieren, wo es was zu verbessern gilt. Eine dem Menschen zugewandte Führung führt zu zufriedenen und gesunden Mitarbeitern, die ihrem Unternehmen verbunden sind. Das heißt, die Führungskraft muss bei sich selbst mit der Veränderung beginnen. Wie Mahatma Gandhi schon sagte: „Sei du selbst die Veränderung, die du gerne in dieser Welt sehen möchtest!“
Die Treppe muss von oben nach unten gekehrt werden
Das menschliche Gehirn kann sich ein Leben lang verändern. Neurowissenschaftler und die Gehirnforschung sprechen von der Neuroplastizität. Das heißt, dass sich jederzeit neue Bahnen im Gehirn vernetzen und neue Nervenzellen produziert werden können – und das bis ins hohe Alter. Somit können sich auch zu jeder Zeit neue Verhaltensweisen entwickeln. Bestimmte Gehirnareale können trainiert werden, so dass neue neuronale Netzwerke für unser Verhalten entstehen können. Eine wertschätzende, menschliche und damit gesunde Führung umfasst in meinen Augen vor allem folgende Aspekte:
- Die Führungskraft ist zur Selbstreflexion fähig: Eine gute Führungskraft muss durch die Schule der Selbsterkenntnis gegangen sein – das ist das A&O überhaupt. Sie reflektiert die eigenen Gedanken, Gefühle und das eigene Verhalten und Handeln.
- Die Führungskraft hat einen wertschätzenden Kommunikationsstil: Dabei werden auch die Bedürfnisse der Mitarbeiter und sie selbst in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Die Kunst des Lobens ist zu kultivieren. Anerkennung für einen Mitarbeiter verdreifacht dessen Leistungsbereitschaft.
- Die Führungskraft führt menschlich ohne Angst: Angst ist in Unternehmen kein guter Berater. Wo Menschen auf allen Hierarchieebenen vor dem Verlust des Arbeitsplatzes zittern, Angst vor Degradierung, Respektlosigkeit und Statusverlust haben, muss es zentrales Ziel sein, die Angst auf ein Minimum zu reduzieren.
- Die Führungskraft ist ein Vorbild: Wenn eine Führungskraft neue Verhaltensweisen vorlebt, folgen die Mitarbeiter mit Aufmerksamkeit, Interesse und letztlich Vertrauen. Eine Führungskraft sollte mit ihrer Führungsaufgabe den Menschen dienen.
- Die Führungskraft fördert Zugehörigkeit und Verbundenheit: Werden diese Faktoren gelebt, kann sich bei den Mitarbeitern die Amygdala, der zentrale Angstteil des Gehirns, beruhigen. Es wird mehr vom Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet. Somit können auch höhere kognitive Prozesse im präfrontalen Cortex ablaufen. Damit werden zudem Motivation und Aufmerksamkeit gesteigert.
- Die Führungskraft nutzt die Kreativität ihrer Mitarbeiter: Durch eine angstfreie, wertschätzende Führungskultur können neue komplexe Marktherausforderungen, gerade im digitalen Wandel, besser gemeistert werden. Führung muss glaubwürdig sein, klare Orientierung geben und ihre Mitarbeiter ernst nehmen. Diese Haltung setzt eine ungemeine Kreativität in Gang.
- Die Führungskraft fördert die Selbstwirksamkeit ihrer Mitarbeiter: Wenn Menschen regelmäßig Aufgaben meistern in einer wertschätzenden Umgebung, so steigert dies den Glauben an die eigene Leistungskompetenz und erhöht die Resilienz, die psychische Widerstandskraft.
- Die Führungskraft lässt die Mitarbeiter die Sinnhaftigkeit ihres Tuns erfahren: Damit beginnt ein Zugriff der Mitarbeiter auf ihre eigenen Ressourcen. Es entsteht ein Ansporn zu Leistungssteigerung auch in Anbetracht herausfordernder Umstände. Die Arbeitsprozesse verbessern sich und somit die Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen.
Fazit: Umdenken, Selbstreflexion und damit eine intensive Persönlichkeitsentwicklung sind ein Muss für den zukünftigen Markterfolg
Die drei Säulen zukünftiger menschlicher Führung in der Arbeitswelt, © Elke Groeger, 2018
Ein Unternehmen im heutigen Markt braucht eine klare Vision, wohin es sich entwickeln will. Der Unternehmensspitze und den Führungskräfte lege ich nahe, sich zudem einer intensiven Arbeit der Selbsterfahrung zu unterziehen. Denn: Nur, wer sich selbst führen kann, kann andere führen. Führungskräfte sollten also durch die Arbeit an sich selbst mehr Vertrauen in ihr Umfeld und die Mitarbeiter entwickeln. Hierzu empfehle ich auch intensives Achtsamkeitstraining, um neue neuronale Netzwerke im Gehirn zu trainieren. Peu à peu gilt es, eine gute Beziehungskultur aufzubauen.
Nur unentwickelte Führungspersönlichkeiten brauchen Druck, Macht und Kontrolle als Führungsinstrumente. Wertschätzung und menschliche, gesunde Führung entsprechen eher einer ethischen Grundhaltung, die sich im Unternehmen manifestieren sollte und zu einem besseren Miteinander im Unternehmen und in den Geschäftsbeziehungen führt. Die Persönlichkeitsentwicklung gilt aber nicht nur für Führungskräfte. Auch für jeden einzelnen Mitarbeiter liegt darin ein großes Potenzial für sich selbst und für ein besseres Miteinander. Der Markterfolg lässt dann nicht lange auf sich warten.
Hier finden Sie Infos zu meinem Angebot “Die exklusive Selbsterfahrung” – ein intensiver Prozess zur Persönlichkeitsentwicklung.